Regionen und Gemeinden in Ecuador

Gemeinsam mit unserer Partnerorganisation Cerro Verde und mehreren Fischergemeinden in den Mangroven des Golfs von Guayaquil engagieren wir uns für den Erhalt eines ca. 10.800 ha großen Mangrovenschutzgebietes, sowie für eine nachhaltige Entwicklung und das ‚gute Leben‘ (Buen Vivir¹) der Gemeindebewohner*innen.

Mit Hilfe unserer Freiwilligen vor Ort und durch einen regen Austausch mit Gemeindevertreter*innen u.a. via online-Konferenzen kooperieren wir mit den Gemeinden bei der Planung und Durchführung verschiedenster Projekte in den Bereichen Bildung, Kultur und nachhaltige Grundversorgung. Die Aus- und Fortbildung der Menschen in unseren Partnergemeinden spielt dabei eine zentrale Rolle, um die Nachhaltigkeit der Infrastrukturprojekte wie die Einführung einer geregelten Trinkwasserversorgung, den Aufbau einer Gesundheitsversorgung, die Versorgung mit regenerativer Energie, den Aufbau einer Gemeindeverwaltung oder das kommunale Management der natürlichen Ressourcen zu unterstützen.

Eine kurze Geschichte des Golfs von Guayaquil

Der Golf von Guayaquil ist das Mündungsdelta des Flusses Guayas und liegt an der Südwestküste von Ecuador. Seinen Namen erhält er von Guayaquil, der größten Stadt des Landes, die ihn im Norden begrenzt. Das Gebiet enthält das größte Vorkommen von Mangrovenwald in Ecuador, einem der Ökosysteme mit der weltweit größten Biodiversität. Verteilt über den Golf liegen viele kleinere Dörfer, deren Bewohner*innen vom Fisch- und Krebsfang leben. Gegründet wurden die meisten vor gut 100 Jahren. Damals war die Haupteinnahmequelle der Bewohner*innen der Mangrovenholzschlag.

Ab Mitte der 1970er und verstärkt in den 1980er Jahren wurden immer mehr Garnelenzuchtfarmen im Golf von Guayaquil angelegt. Dafür wurde – neben Salzflächen und Weideland – ein Teil des natürlichen Mangrovenbestandes in Zuchtbecken umgewandelt und mehrere Siedlungen der Mangrovenbewohner*innen umgesiedelt. Bis heute gibt es im Gebiet einen großen Nutzungskonflikt um die Mangroven.

In den 1990er Jahren wurde von der Regierung Ecuadors das Fällen von Mangroven immer weiter reglementiert und schließlich ganz verboten. Zusätzlich grassierte die Garnelenkrankheit „mancha blanca“, was dazu führe, dass viele Shrimpsfarmen bankrott gingen. Die übrigen Eigentümer gingen dazu über, die Garnelenlarven aus dem Labor zu kaufen. Daher fielen drei wesentliche Einkommensquellen für die Bewohner*innen der Dörfer größtenteils weg: der Holzschlag, die Arbeit auf den Shrimpsfarmen und der Verkauf von im Fluss gefangenen Larven. In der Folge verlegten sie sich daher auf den Krebs- und Fischfang, der jedoch weit weniger einträglich ist. Darüber hinaus gibt es Probleme mit schwindenden Fischpopulationen. Unter anderem durch Abwässer der Shimpsfarmen und aus Guayaquil ist das Ökosystem stark belastet.

Im Jahr 2000 wurde von der ecuadorianischen Regierung ein Programm gestartet, bei dem Gemeinden in Mangrovengebieten im ganzen Land Schutz- und Nutzungskonzessionen für anliegende Wälder übergeben wurden. Eines der Dörfer war Cerrito de los Morreños im Golf von Guayaquil. Bedingung für den Erhalt einer Konzession ist unter anderem die technische Unterstützung und Begleitung des Dorfes durch NGOs (Nichtregierungsorganisationen). Diese Aufgabe übernahmen für Cerrito zunächst die ecuadorianischen Organisationen Cerro Verde und Fundación Ambientar. Etwas später kam dann über einen Kontakt mit Cerro Verde auch Schutzwald hinzu. Mittlerweile wurde in Zusammenarbeit mit den Gemeinden, ecuadorianischen Biologen und den verschiedenen NGOs, die Konzession erweitert, das unter Schutz gestellte Gebiet umfasst seit 2011 über 10.800 ha Mangroven und neben Cerrito sind nun auch die Gemeinden Puerto Libertad und Santa Rosa am Management der Konzession beteiligt. Unsere Freiwilligen arbeiten aktiv an den die Konzession betreffenden Prozessen mit.

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Kajaks
Kajaks
Haus
Haus
Cangrejos
Cangrejos

Mangrovenschutzkonzessionen und technische Assistenz

Neuausstellung der Mangrovenschutzkonzessionen 2023

  • 4 selbst verwaltete Konzessionen
  • 2021 im MAATE eingereicht
Mangrovenschutzkonzessionen Zonen

Im Rahmen der technischen Assistenz hat der Schutzwaldverein mitgewirkt.

  • monatlich stattfindende Treffen
  • kontinuierlicher Austausch zu Themen der Verwaltung des Mangroven-
    schutzgebiets sowie der strategischen Rolle der Freiwilligendienste
  • wertvolles Werkzeug unserer interinstitutionellen Zusammenarbeit

Gemeinden

Im Folgenden findet ihr nähere Informationen zu den einzelnen Gemeinden im Golf von Guayaquil, in denen Schutzwald e.V. direkt aktiv ist:

Cerrito de los Morreños

Cerrito Steg
Cerrito Steg
Cerrito
Cerrito

Der Ort, in dem wir am längsten tätig sind, heißt Cerrito de los Morreños und liegt auf einer kleinen Insel im Golf von Guayaquil. Hier leben ca. 750 Menschen, die sich am Rande der Insel angesiedelt haben. Die Häuser stehen bunt gemischt, teilweise als Pfahlbauten über dem Wasser, teilweise aus Stein am Hang des Hügels (Cerrito bedeutet Hügelchen) und bilden eine Art Hufeisen. Das Zentrum des Dorfes bilden eine kleine Kirche und ein Sportplatz. Diese bieten Raum für Dorfversammlungen, sportliche Aktivitäten und Feste. Die Haupteinkommensquelle der Bewohner*innen bildet der Fisch- und Krebsfang. Tag für Tag und zu günstigen Gezeiten auch nachts, fahren die Fischer mit ihren Holzkanus in die Mangroven und umliegenden Flussarme um ihrer Arbeit nachzugehen. Ihren Fang verkaufen sie auf verschiedenen Fischermärkten in Guayaquil. Diese körperlich schwere Arbeit wird meist von Männern verrichtet. Die Frauen des Dorfes gehen meist der täglichen Hausarbeit nach oder sammeln Muscheln und schlagen Austern von den Wurzeln der Mangroven. Es gibt mittlerweile aber auch einzelne Frauen und Männer, die in Guayaquil studieren und anschließend in ihren Gemeinden u.a. im Bereich der Bildung als Lehrer*innen und der Entwicklungsförderung von Kindern arbeiten. Zudem gibt es ein paar kleinen Läden (sogenannte tiendas) im Dorf, die von Familien eröffnet wurden und in die Wohnhäusern integriert sind. Dort kann man über ein Gitter mit den Besitzer*innen in Kontakt treten und Kleinigkeiten zum Trinken, Essen oder Naschen kaufen.

Bestehende soziale Spannungsfelder sind in Cerrito de los Morreños auf das Zusammenleben auf so engem Raum und die abgeschottete Lage der Insel zurückführen. Vor allem im Gesundheits- und Hygienebereich sowie in den Bereichen Bildung, Technik und Trinkwasserversorgung gibt es konkrete Probleme. Schutzwald e.V. möchte zusammen mit der Gemeinde sowie der Partner-NGO vor Ort („Cerro Verde“) diese Problemfelder erkennen, diskutieren und Verbesserungsvorschläge erarbeiten und konkretisieren.

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Puerto Libertad

Puerto Libertad, ein Dorf, in dem sich seit 2009 Schutzwald-Freiwillige engagieren, liegt im Golf von Guayaquil auf der Insel „Las Cajas“, ca. 15 Kilometer südlich des Hafens von Guayaquil. Die Gemeinde ist wesentlich kleiner als Cerrito de los Morreños, es leben hier etwa 250 Einwohner. Die Kinder besuchen die kleine dorfeigene Schule, in der auch der Unterricht der Sekundarstufe stattfindet. Eine eigene Gesundheitstation mit Ärzt*innen fehlt bislang, die Dorfbewohner*innen fahren meistens nach Guayaquil, wenn sie krank sind. In Libertad gibt es seit 2010 Solarzellen, die einige Häuser mit Strom versorgen. Kommt man mit einem Boot in Libertad an, legt man zunächst am Steg (Muelle) an, von wo aus ein kleiner Weg direkt auf den Dorfplatz (Plaza Principal) führt. Dieser Platz ist – wie auch die Straßen im Dorf – befestigt. Um ihn herum stehen die meisten Häuser, sowie eine Kirche und der Escenario, eine Art Bühne, die vor allem für Versammlungen und bei Dorffesten eine große Rolle spielt. Seit 2019 besitzt die Gemeinde einen betonierten Fußballplatz und einen kleinen Spielplatz für die Kinder. Dieses Projekt wurde vom der Stadtverwaltung Guayaquil finanziert und umgesetzt. Hinter den Häusern befinden sich einige Shrimpsbecken (Piscinas), in denen die Dorfbewohner*innen Garnelen züchten, vor allem für den Eigenbedarf und zum Fischen. Während die Frauen im Haus arbeiten, verdienen die meisten Männer das Geld damit, Krebse zu fangen. Der Fang wird fast jeden Tag direkt im Dorf zu einem sehr niedrigen Preis von Zwischenhändlern aufgekauft, die diese dann in Guayaquil weiterverkaufen. Die Arbeitszeiten variieren mit den Gezeiten, den halben Tag oder länger wird gearbeitet und der Rest des Tages mit Sport und Erholung verbracht. Wer kein Krebsfänger ist, geht in der Regel fischen. In Zeiten der Veda (Krebsfangverbot) stellen sich alle Krebsfänger (Cangrejeros) auf Fischfang um, da das Geld in diesen Monaten sehr knapp wird. Von diesem Problem nicht so stark betroffen sind die Dorfbewohner*innen, die (zeitweise) in Shrimpsfarmen arbeiten oder sogar eine kleinere Shrimpsfarm besitzen. Dieser Umstand hat einigen ermöglicht, sich Boote mit Motoren zu kaufen, wovon das ganze Dorf profitiert, zum Beispiel um bei Bedarf nach Guayaquil zu kommen.

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Puerto Libertad Steg
Puerto Libertad Steg
Puerto Libertad Platz
Puerto Libertad Platz

Puerto Bellavista

Bellavista
Bellavista
Bellavista
Bellavista

Seit der Erweiterung der Konzession im Jahr 2011 begann auch eine intensivere Zusammenarbeit mit den neuen Gemeinden des Konzessionsgebiets, welches sich nun von der Gemeinde Puerto Libertad bis Santa Rosa erstreckt. In diesem Gebiet liegt auch die Insel Bellavista mit der gleichnamigen Comunidad Bellavista. Der Name bedeutet so viel wie schöne Aussicht und bezieht sich auf den in Sichtweite liegenden Hügel von Cerrito. Die beiden Gemeinden sind größtenteils von Trockenwald bewuchert. An den kleinen Seitenarmen des Flusses Guayas wachsen Mangroven, deren Wurzelgeflecht den Zugang zur Insel erschweren. Das Dorf ist in zwei Teile gegliedert. Beim vorderen Teil ist eine Art Anlegestelle, die man aber nur bei Flut nutzen kann. Bei Ebbe zieht sich das Wasser dutzende Meter zurück und lässt schlammigen Flussgrund zurück. Möchte man zum hinteren Teil des Dorfes, der weiter im Inselinneren liegt, muss man einen kleinen Damm überqueren. Diese Dämme sind auf der ganzen Insel angelegt und trennen die Shrimpsbecken der Dorfbewohner*innen voneinander. Diese Becken, Piscinas genannt, sind natürlich viel kleiner als die industriellen Becken, sind aber eine weitere Einnahmequelle der sonst ausschließlichen Fischer und Krebsfänger. 2018 hat ein Prozess zur Legalisierung der Gemeinden im Konzessionsgebiet begonnen, wo auch Bellavista teilnimmt. Das ist wichtig, damit das Dorf mehr Einfluss in Guayaquil bekommt, aber auch, damit das gesamte Konzessionsgebiet als anzestrales Fischergebiet erklärt wird. Denn dann können die Fischer und Krebsfänger ihre Fanggründe schützen und der illegalen Rodung der Mangroven von den Shrimpsfarmen Einhalt gebieten. Seit 2012 leben und arbeiten Nord-Süd-Freiwillige in Bellavista.

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Santa Rosa

Weiter weg von Guayaquil als alle anderen Gemeinden scheint Santa Rosa in ihrer eigenen Welt geschlossen. Das Dorf liegt direkt am Wasserrand und es stehen drei Hausreihen. Zwei davon umgeben den Dorfplatz und die dritte steht weiter hinten. Fast jeder hat von seiner Haustür aus einen perfekten Blick auf die Volleyballspieler*innen, die Kinder, oder die Personen, die Einkaufen gehen. Aber jedes Jahr, wenn die Regensaison anfängt, wird der Dorfplatz bei starken Gezeiten überflutet. Während der Überflutung herrscht im Dorf eine fast magische Atmosphäre und man fühlt sich als ob Venedig auf einmal im Golf von Guayaquil liegen würde. Dann spielen Kinder in der Mitte des Dorfplatzes im Wasser, und ab und zu fährt ein Holzkanu von einem Haus zu einem anderen. Wenn das Wasser aber wieder abläuft, bleibt nur noch Schlamm auf dem Dorfplatz. Niemand will mehr aus dem Haus und es gibt auch nichts mehr zu sehen von der Haustür aus. Leider trocknet der Schlamm nicht wieder, bis die nächste Überflutung kommt und es muss bis zu der nächsten Trockenzeit gewartet werden bis wieder Volleyball gespielt werden kann.

Weiter weg von Guayaquil sein heißt auch, näher am Ozean zu sein und damit viel grössere Fische fangen zu können. Nicht nur weit weg von Guayaquil scheint die Gemeinde, sondern auch weit weg von ihrem Nachbarsdorf, Cristo Rey. Da Cristo Rey keinen Steg hat, ist das Ankommen im Dorf nur bei Flut möglich, ohne eine Schlammebene überqueren zu müssen. Dies tut man in dem man über Äste über den Schlamm balanciert. Die Kinder und Erwachsenen des Dorfes machen dies sehr geschickt, egal ob Flut oder Ebbe. Die Uhrzeiten der Schule, der Termine in der Stadt oder des Krebsmarktes nehmen ja schließlich keine Rücksicht auf die Gezeiten. Auch andere Einflüsse der Stadt lassen sich schon spüren und das Dorf wird sich in Zukunft stark ändern: eine Mauer wird gebaut, um zu verhindern, dass das Dorf überflutet wird. Es wird auch davon gesprochen, eine Brücke zwischen den zwei Dörfern zu bauen. Ob Santa Rosa weiterhin zur Welt geschlossen bleibt, wird sich zeigen.

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Puerto Roma

Puerto Roma Steg
Puerto Roma Steg

Puerto Roma ist mit seinen über 1000 Bewohnern die größte der Gemeinden, auf der die Freiwilligen eingesetzt werden. Hier gibt es zwei Kirchen (katholisch und evangelikanisch), eine Gesundheitsstation mit täglicher Anwesenheit von Ärzt*innen und zahlreiche kleine Geschäfte (sogenannte „tiendas“) zum Kauf von Lebensmitteln oder Drogeriebedarf. Die meisten Familien leben vom Krebsfang. In der Schonzeit der Krebse fischen viele Krebsfänger zum Lohnerwerb. Familien, die allein vom Fischfang leben, gibt es in Puerto Roma nur wenige. Die Frauen der Familien in der Gemeinde betreiben kleine Läden, verkaufen an Straßenständen Essen und sind vor allem für den Haushalt und die Kinderbetreuung zuständig. Die kürzlich fertiggestellte Aufschüttung der Hauptstraße soll in der bevorstehenden Regenzeit den Ort vor drohender Überschwemmung schützen. Hinter den Wohnhäusern gibt es einige große Shrimpsbecken. Wenn die Shrimps groß genug sind, werden sie mit nächtlichen Patrouillen der jeweiligen Beckenbesitzer bewacht, bis sie gefangen werden. Einiges wird an Nachbarn und Bekannte aus dem Dorf verkauft, der Rest nach Guayaquil transportiert und dort weiter verkauft. Um nach Puerto Roma zu kommen, muss man circa ein bis zwei Stunden mit einem Boot auf dem Fluss Guayas fahren und schon kommt man in den Ort mit dem großen steinernen Steg und den vielen bunten Steinhäusern.

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Sicherheit in Ecuador

(Stand 2024)

  • Verschlechterung der Sicherheitslage
  • weitreichende Auswirkungen für unsere Vereinsarbeit
  • Unterstützung und Zusammenarbeit mit Partnergemeinden und Partnerorganisationen ist weiterhin/um so wichtiger

Weiterführende Informationen:

¹ https://www.attac-netzwerk.de/ag-lateinamerika/buen-vivir/