Ich wache auf und die Sonne bricht gerade durch die sich flüchtende Wolkendecke hervor. Mein erster Tag in Ecuador und die große Reise ins Unbekannte beginnt. In den reißenden Armendes Guayas im Flussdelta Guayaquils drängen sich an jenem Morgen die kleinen Fischerboote an den großen rostigen Stahlschiffen der Garnelenfarmen vorbei. Pünktlich um 8 Uhr in der Fregatta angekommen, sehe ich das alltägliche Chaos Ecuadors. Die zum Leben notwendigen Lebensmittel werden an den Straßen aus kleinen Fahrradwagen unter bunten Sonnenschirmen verkauft. Jeder der sich von hier auf den Weg zur Insel Cerrito macht, deckt sich nochmal reichlich mit Nahrungsmitteln ein. Um 11 Uhr ist es dann endlich soweit: Ein kleines Holzkanu mit Außenborder legt an. Zwischenden ganzen Müllbergen am Ufer wird schnell eine Holzplanke gesucht und zum Kanu verlegt. Danach höre ich den Bootsfahrer rufen: ”Vamos rapido a Cerrito, estamos tarde!” (“Lass uns schnell nach Cerrito fahren, wir sind spät dran!”). In wenigen Minuten laufen alle hektisch zum Kanu, um noch einen Platz zu ergattern. Familien kommen aus den einfachen Häusern und es werden noch schnell die letzten Sachen in den Läden besorgt, um dann schließlich vollgepackt ins Kanu steigen zu können. Innerhalb von fünf Minuten ist auf dem Kanu kein freier Platz mehr zu finden und so setzen sich die meisten auf Kartons, Gepäck oder einfach dorthin, wo es halbwegs gemütlich aussieht. Nach zwei Stunden Bootsfahrt in glühender Hitze, vorbei an Marineschiffen, Hamburg-Süd Containern und kleinen Segelbooten öffnet sich der Fluss in seine Weiten. Das Flussdelta ähnelt einem Labyrinth. Aus den Mangrovenwäldern ragen riesige Wurzeln heraus, in denen Muscheln,Vögel und Krebse leben und bis heute habe ich nicht verstanden, wie der Bootsfahrer sich hier zurechtfindet. Bald schon sind wir angekommen. Was wird mich wohl in Cerrito de los Morreños erwarten? Wo werde ich das nächste Jahr jeden Tag aufwachen, und vor allem wie? Diese und viele weitere Fragen trug ich die letzten Monate in meinem Kopf mit mir herum und nun ist es endlich soweit die Antworten auf meine Fragen zu finden. Nach mehreren Wochen wird mir langsam aber sicher klar, dass ich hier ein Jahr verbringen werde, zusammen mit der Inselgemeinde leben, teilen, essen, tanzen, arbeiten und schöne als auch weniger schöne Erfahrungen machen werde. Einige Fragen stellen sich mir schon bei der Ankunft und bei manchen ist es mir sogar gewährt ihnen auf den Grund zu gehen. Warum gibt es beispielsweise eine Polizeistation auf einer kleinen Fischerinsel im Golfo? Wo soll es denn diesagenumwobenen Geister auf der Insel geben? Und wieso werden selbstgebastelte Puppen auf der Straße verbrannt und zeremoniell gefeiert? Eine Vielzahl an Geschichten könnte ich dazu erzählen, aber wie wir alle wissen sind Geschichten nur halb so schön wie die eigenen Erfahrungen. Deswegen informiert euch, kontaktiert uns und vor allem BEWIRB DICH!!!
Freiwilliger: Martin Hörle