Mein Projekt: Im Golf von Guayaquil besetzte ich die Stelle der Krankenschwester mit Haupteinsatzort auf Cerrito de los Morreños. Meine Hauptaufgabe bestand laut Stellenausschreibung in der Zusammenarbeit mit den vor kurzem ausgebildeten Gesundheitspromotoren auf Cerrito und Puerto Libertad, diese bei Bedarf fachlich zu unterstützen, zur Wahrnehmung ihrer Promotorentätigkeit zu motivieren und mit ihnen durch verschiedene Tätigkeiten die Gesundheit der Menschen in den Gemeinden des Golfes zu fördern und Krankheiten vorzubeugen. Zweite Aufgabe war die Zusammenarbeit mit dem im Gesundheitsposten auf Cerrito tätigen Arzt und dem Krankenpfleger.
Meine Tätigkeiten waehrend des Einsatzes: Während meines gesamten Aufenthaltes arbeitete ich mit dem Arzt und dem Krankenpfleger des Gesundheitspostens auf Cerrito zusammen. Dort wurden von Dienstags bis Donnerstags, manchmal bis Freitags, Patienten versorgt, die aus Cerrito oder den angrenzenden Inseln mit ihren körperlichen Beschwerden in den Gesundheitsposten kamen. Dort übernahm ich Aufgaben wie das Blutdruck-/Puls- und Temperaturmessen, Spritzen geben oder die Wundversorgung. Organisatorische Aufgaben wie die Verwaltung Krankheitsgeschichten der Patienten und der Medikamente sowie die Säuberung des Gesundheitspostens gehörten ebenfalls zu meinen Aufgaben. Gelegentlich wurden auch Besuche auf den angrenzenden Inseln gemacht, um Patienten zu betreuen, Kinder zu impfen oder Rattengift in den Häusern zu verteilen. Die Arbeit mit den Gesundheitspromotoren gestaltete sich schwieriger, hatte ich doch von Beginn an den Eindruck, dass die Motivation dieser zur Ausübung ihrer Promotorentätigkeit auf regelmäßiger Basis, wie laut Projektplan vorgesehen, kaum vorhanden war. Es wurden viele Gespräche mit den Promotoren geführt, u.a. auch, um den Grund ihrer geringen Motivation herauszufinden. Hauptbegründung war der fehlende finanzielle Lohn für ihre Tätigkeit und das Fehlen von Zeit für regelmäßige Tätigkeiten. So gelang es während meines Aufenthaltes nur zweimal, eine Müllsammelaktion mit den Promotoren, sowie einen einmaligen Wissensauffrischungskurs zu den Themen erste Hilfe, Spritzen setzen, grundlegende Diagnostik, Hygiene, Denguefieber sowie Vitalzeichenkontrolle in Cerrito durchzuführen. Zu Beginn meines Aufenthaltes wurde versucht ein Wochenplan für die Assistenz der Promotoren im Gesundheitsposten aufzustellen, der eine Betreuung der Patienten dort auch in Abwesenheit des Arztes sichern sollte. Nach einer Probewoche wurde aber dieser Plan aus verschiedenen Gründen wieder verworfen. Mit einer Gesundheitspromotorin zusammen machte ich ein Pflegepraktikum in einem Gesundheitszentrum in Guayaquil. Für zwei an Gesundheitsthemen interessierte junge Herren Cerritos führte ich zweimal Workshops zu grundlegenden Gesundheitsthemen wie Vitalzeichenkontrolle und Hygiene durch.
Die Arbeit mit den Gesundheitspromotoren Puerto Libertads gestaltete sich ähnlich schwierig wie in Cerrito, auch dort war kaum Motivation zur Weiterführung ihrer Tätigkeit festzustellen. Ich führte einen Workshop zur Wissensauffrischung zu den Themen Spritzen geben, Hepatitis und Denguefieber durch. Auf Bellavista führte ich für die interessierte Dorfbevölkerung einen Workshop über das Stillen von Babies und über grundlegende Hygiene durch.
Meine wichtigsten Erfahrungen: Es war interessant, die Lebensweise und ein wenig von der Mentalität der Menschen in der Golfregion kennenzulernen. Als wichtigste Erkenntnis zeigte sich, dass die Menschen im Golf trotz ihrer Lebensumstände und geringen finanziellen Mittel ein mehr oder weniger zufriedenstellendes Leben führen, und das es besonders auf Cerrito in den letzten Jahren einen soweit reichenden Fortschritt in der Infrastruktur gab, dass es unmittelbar den Menschen an nichts fehlt. Zumindest nicht soweit, als dass sie selber an ihrer Situation etwas verändern. Von der Zusammenarbeit mit dem Arzt war ich positiv, von der Zusammenarbeit und dem Umgang mit den Gesundheitspromotoren eher negativ überrascht. Letztere hatte ich mir ergiebiger vorgestellt, und der für mich unzufriedenstellende Verlauf der Tätigkeit nahm mir seit Beginn meines Aufenthaltes im Golf an einen großen Teil meiner Motivation. Dieser Motivationsverlust beeinflusste meinen gesamten Aufenthalt und ließ mich häufig ernsthaft über einen Abbruch meiner Freiwilligenzeit nachdenken.
Resumé und Ausblick: Ich bin froh, die Chance wahrgenommen zu haben, so lange Zeit in einem Gebiet der Erde, dass ich sonst wohl schwerlich so intensiv kennen gelernt hätte, verbracht zu haben. Fachlich (medizinisch) gesehen brachte mir der Aufenthalt kaum neue Erfahrungen, menschlich gesehen schon. Für mich sind die 9 Monate meines Aufenthaltes ausreichend Zeit im Projekt, und ich freue mich sehr auf die Rückkehr nach Deutschland und Dänemark, wo ich mein Studium wieder aufnehmen und arbeiten werde.
Freiwillige: Katharina Werner Zeitraum: Februar 2012 – November 2012